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Wider das Verdrängen: Ein Beitrag zum ´Gedankenjahr 2005´

googolplexx 3000
Do. 01.12.2005

über die Differenz von Täter- und Opferperspektive.

Film:“Das wirst du nie verstehen”

von Anja Salomonowitz, A 2003, 52 min.


Ab November präsentiert die KAPU, in Zusammenarbeit mit kinoki (Verein zur audiovisuellen Selbstbestimmung), an drei Donnerstagen Film- und Diskussionsmodule zum sogenannten ´Gedankenjahr 2005´.

Die Filme konzentrieren sich auf Themen und Bilder, die nicht in die offizielle Geschichts-schreibung und in das audiovisuelle Gedächtnis der Republik eingegangen sind.
Es werden Filme vorgestellt, die in den letzten Jahren wider das Vergessen und Verdrängen entstanden sind. Zusätzlich sind Referentinnen bzw. die Filmemacherin eingeladen, um die Filme zu kommentieren.
Bei freiem Eintritt werden an drei Donnerstagen ab 19 Uhr folgende Themenkomplexe filmisch berührt und anschließend besprochen:


++Do.17.November:

Über die Verbrechen der Wehrmacht und deren Leugnung

++Do.01.Dezember:

Über die Differenz von Täter- und Opferperspektive

++Do.15.Dezember:

Über den verdrängten Kampf der Kärntner PartisanInnen


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Anja Salomonowitz porträtiert drei Frauen aus ihrer Familie, die während der NS-Zeit fast noch Mädchen waren. Alle drei waren an ihrer Erziehung wesentlich beteiligt. Sie standen auf verschiedenen Seiten, stellen die Geschichte heute unterschiedlich dar, gehören jeweils anderen Erinnerungskollektiven an: Hanka Jassy, ihre Großtante, hat Auschwitz überlebt. Gertrude Rogenhofer, ihr Kindermädchen, war Sozialistin und unterstützte ihren Onkel im Widerstand. Margit Kohlhauser, die Großmutter, lebte während des Krieges in Graz. Sie tat dort was die meisten taten: nichts. Der Film stellt sich den familiären Erzählungen, untersucht die Nachwirkungen der Geschichte und die Mechanismen ihrer Tradierung. Während die Großmutter beharrlich behauptet, sich nicht erinnern zu können, erzählt Gertrude Rogenhofer sehr wohl von den Löchern, die die Deportation jüdischer Bekannter im Leben hinterlassen hatten. 'Natürlich hat man davon gewusst, dass Menschen deportiert wurden', weiß sie zu berichten. Hanka wiederum findet keine Worte, um auszudrücken, was zu vergessen sie nicht imstande ist. Anja Salomonowitz konfrontiert sich und ihre Familienmitglieder mit den unter-schiedlichen Erinnerungen. Im Zusammenschnitt und in der Off-Stimme reflektiert die Filmemacherin die widersprüchliche Aufgabe, gleichermaßen in der Genealogie des Opfer- wie des Täterkollektivs zu stehen. Sie legt dabei ihre familiäre Verbundenheit ebenso offen, wie sie die Mechanismen der Abwehr, der Verleugnung, des Erzählens und Verschweigens sichtbar werden lässt. Sie stellt Fragen, und ist, wenn sie ihre Großmutter ins Bild setzt, ebenso sehr Enkelin wie Nachkommende von Überlebenden. (Nora Sternfeld)


Im Anschluß an den Film wird Filmemacherin Anja Salomonowitz die Diskussion leiten.

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