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KAPU Festival Tag 2

auflegerei
So. 24.10.2010 - 15:00

Ab 15h Brunch: gegen den Kater nach durchfeierten KAPU-Konzert-Nächten steht die KAPU-Kitchen-Crew parat, um mit hausgemachten Gaumenschmankerl schwachem Kreislauf und Kopfschmerzen ein Ende zu bereiten.

Außerdem feiert das legendäre Dub-Cafe seine Wiedergeburt. Initiator DJ MARC9 wird euch schon am Nachmittag im ersten Stock der KAPU verwöhnen.

Am frühen Abend (ca. 18h) startet im Dachstock die Sound-Lecture mit Didi Neidhart zum Thema "MACHINE ROCKS - Musik-Maschinen und Maschinen-Tänze zwischen Afrofuturismus und Cyberfeminismus"


„Virtuelle Realität dematerialisiert dich, aber Maschinenmusik rematerialisiert dich.“ (Kodwo Eshun)

Spätestens seitdem sich Kraftwerk, ausgehend von Andy Warhols Idee einer "Mal-Maschine", als "Musik-Maschine" definierten ist der "Mensch/Maschine"-Diskurs auch in der Popkultur gelandet. Nur waren sie bei weitem nicht die ersten, die sich selbst als Maschinen sahen. Schon 1748 provozierte Julien Offray de LaMettrie seine ZeitgenossInnen mit dem Skandalbuch "Der Mensch als Maschine". Die Romantik griff schließlich das Unheimliche an humanoid erscheinenden Apparaturen auf und E.T.A. Hoffmann lies in "Der Sandmann" und "Die Automate" täuschend echte "Tanz-Puppen". Interessanterweise begegnen wir auch in "Metropolis" einer von Männerhand zusammengebauten Roboterfrau. Alles also doch nur Männerphantasien? Andererseits tanzt Fred Astaire schon in den 1930er Jahren zu und mit Maschinen und könnte ja auch das von Giorgio Moroder für Donna Summer komponierte Techno-Pionierstück "I Feel Love" als Cypersex-Phantasie jenseits der Dichotomie männlich/weiblich gelesen werden. Was gemacht ist (etwa eine Maschine, oder ein Körper, eine Identität), kann ja auch umgemodelt, neu zusammengesetzt, re/de-konstruiert und resignifiziert werden. „Den Körper als konstruierten Körper zu denken verlangt, die Bedeutung der Konstruktion selbst neu zu denken.“, sagt dazu die Queertheoretikerin Judith Butler. „Maschine machen“ heißt das bei Deleuze/Guattari. meint aber auch „Maschinen zu bauen, die vor allem demontierbar sind“. Gerade in der Demontage „der menschlichen Körperorganisation“ erscheinen hier die eigentlichen Potentiale. Es stellt sich also die Frage inwieweit die mannigfaltigen "Mensch/Maschinen"-Thematiken Herrschaftsverhältnisse bestätigen oder gerade aus dem Posthumanem heraus emanzipatorischen Potentiale generieren können. Das mag kompliziert klingen (und ist es auch), aber zwischen Disco, Techno, Afrofuturismus, Dub und Acts wie Grace Jones oder Janelle Monáe eröffnen sich dennoch genügen utopische Future-Spaces jenseits herkömmlicher Zuschreibungen entlang von "race" und "gender". Deren verzweigten und verästelten Wegen wollen wir an diesem Abend etwas auf die Schliche kommen. Do The Robot!

Im Anschluss: "Space Is The Place" (Sun Ra, USA 1974, 85 min)

Didi Neidhart ist Chefredakteur von "skug -Journal für Musik", schreibt u.a. für versorgerin, Pride, ray, testcard, legt hin & wieder komische Platten auf und schraubt bei Bands wie dis*ka (München) und Discozma (Zusammen mit Alois Huber/Laton) an analogen Musik-Maschinen herum.

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