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antauchen

konzert
Di. 06.05.2008

keine zeit für schnickschnack! „shellac“ live

shellac ist eine jener besonderen bands, auf die rock-musik-fans überall auf der welt warten, und das völlig zu recht, steht doch shellacs sound für schnörkellosigkeit und unverwechselbarkeit in einer an austauschbaren klängen nicht gerade armen zeit!
steve albini, bob weston und todd trainer gründeten shellac anfang der 90er jahre in chicago, die erste veröffentlichung „at action park“ folgte 1994 auf dem dafür prädestinierten label „touch and go“.

die geschichte begann natürlich früher, in den 80ern, als albini mit rapeman und big black zwei us-hardcore bandprojekte betrieb, die für die entwicklung des punkig-noisigen rock bestimmend waren, und die neben der arbeit von henry rollins bis heute einzigartig dastehen.
„schrille gitarren, ein derber bass, drum-computer und eine nachdrücklich zur schau gestellte misanthropie galten als sein markenzeichen.“
schon damals kristallisierte sich albinis interesse für sound und technik heraus, es folgten konsequenterweise erste tätigkeiten für bands wie the jesus lizard, low, pixies, urge overkill. aktuelle arbeiten als toningenieur betrafen z.b. produktionen von joanna newsom, uzeda, the stooges, scout niblett, neurosis und the breeders. und so verwundert es kaum, wenn albini in der fachwelt als „schlüsselfigur in der amerikanischen rock-szene“ bezeichnet wird.

bis heute sind albini und shellac ihren d.i.y.-prinzipien treu geblieben, die veröffentlichungen finden noch immer im überschaubaren und selbstbestimmten rahmen der indie-produktion statt, für shellac konkret noch immer auf ihrem chicagoer homelabel „touch and go“. bewusst missachtet man verlockende angebote der majors, natürlich auch in kenntnis der probleme, die sich befreundete bands eingeheimst hatten.
und so würde albini auch niemals behaupten, er hätte einen tonträger produziert, albini bevorzugt stattdessen den terminus „engineer“, denn produzenten sind etwas für die industrie, und die industrie ist albinis hassobjekt. gerne gibt er rechenbeispiele, wer an majorproduktionen wieviel verdient und beweist, dass selbst die mit den vertragsentwürfen betrauten juristen letztendlich noch immer mehr geld verdienen als die beteiligten musiker, um deren rechte und kreative potentiale es eigentlich und grundlegend gehen sollte.

"es gibt eine liste von ungefähr zehn fragen, die jedes mal auftauchen: wie war es, mit nirvana zu arbeiten? wie mit jimmy page und robert plant? den pixies? warum geht es immer um die dunkle seite des daseins? und so weiter und so fort. ich verstehe das ja. manche leute hören die antworten zum ersten mal, aber für mich ist das kein neuer stoff. aber bitte, wenn jemand wissen will, wie es damals mit nirvana war, bin ich gerne bereit, alles zu erzählen."
somit wäre über steve albinis ouevre hinlänglich berichtet: ja, dieser mann ist legendär, einer von der sorte, dem man am besten nicht versucht, etwas vorzumachen. albini hat mit derartig vielen bands und musikerinnen zusammengearbeitet, dass eine auflistung seiten füllen würde. das schöne an dieser liste ist allerdings, dass durchaus auch der hiesigen szene nahestehende leute von albinis kenntnissen und fertigkeiten reichlich gebrauch machen: anne rolfs aka allroh, die von shellac persönlich als support-act ausgewählt wurde steht dafür genauso wie „the ex“ aus amsterdam (auch melt banana, zu, nina nastasia) oder eben „valina“ aus linz, deren neuer tonträger „a tempo. a tempo!“ wieder in albinis „electrical audio studio“ in chicago eingespielt wurde.

shellac, die in ihrer trio-besetzung nach wie vor einen möglichst originären, mit niemandem zu vergleichenden sound anstreben (noch immer schrille gitarren, kaum verständlicher gesang, ruppige bässe, harter, minimalistischer schlagzeug-beat), sehen ihre band immer noch mehr als hobbyprojekt, denn als professionellen job. „ich hatte genug jobs in meinem leben, und ich will nicht, dass musik mein job wird. und je mehr sachen ich höre, desto größer wird meine überzeugung, dass nur sehr wenige bands musik überhaupt als job betreiben sollten."
und so absolviert „shellac“ höchstens eine, noch dazu kurze tourperiode jährlich. und alle paar jahre mal wird eine neue platte eingespielt, im sommer 2007 mit „excellent italian greyhound“ die bislang letzte, die man bitteschön besser als vinyl kaufen möge, denn was sind diese komischen silberscheiben schon wert, als höchstens eine billige draufgabe, verächtlich und stiefmütterlich ins hübsch gestaltete cover der schallplatte entsorgt!

bleibt also keine zeit für schnickschnack. das ist ein aufruf zum besuch des shellac konzerts! konsequenterweise co-veranstaltet von der kapu linz und dem kv waschaecht wels im alten schl8hof.
wolfgang wasserbauer (zitate aus "der standard", interview von christian schachinger)

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Flyer / Plakat