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kapu opening #day1

konzert
Fr. 07.09.2007

Keine Panik!
Auch wenn die Musik des Quartetts aus San Diego auf unvorbereitete und harmoniebedürftige Ohren mehr als verstörend und angsteinflößend wirkt, handelt es sich hier nur um hinter anonymen Masken versteckte Freaks – die genau das bewirken wollen. Also nicht sofort chaotisch wie ein Schwarm aufgebrachter Heuschrecken den Saal verlassen - laßt es auf euch wirken, gebt euch dem Schönen im Destruktiven hin oder meditiert kurz darüber - egal was, ihr werdet schon merken: diese Band ist großartig! Für all jene, dies dann doch nicht packen: bitte den Saal ruhig und geordnet über den Notausgang hinten links verlassen.
Nach diversen Singles und EP's, unter anderem mit Bands wie Melt Banana und Arab on Radar auf ebenso bekannten Labels wie Radio Surgery, Ipecac oder Epitaph (da kommt wohl niemand mehr drum rum), sind sie mit ihrem vierten Longplayer „New Erections“ dabei, Europa kräftig in den Arsch zu treten. 11 Songs entsprechen in diesem Fall 26 Minuten Dekonstruktion konventionellen Musikverständnisses, schier wahnsinnigem Spielrausch und einem mittlerweile etwas gebändigten, aber dennoch chaotischen Songwriting. Hier walzt kein 40-Tonnen-LKW einen PKW platt wie beim bejubelten letzten Album „Plague Soundscapes“, mehr handelt es sich um einen Frontalzusammenstoß zweier Familienvans bei 160 Sachen auf einer schnurgeraden Schnellstraße. Die Songs sind schnell - normalerweise unter einer Minute lang - grauenhaft ultra-gewalttätig und in Sci-Fi-Noise getränkt, mit schaurigen Keyboards und abgefahrenen, geradezu bestialischen Schrei-/Sing-Vocals - von einem Journalisten sehr treffend als "Autowrack mit Gesang" beschrieben.
Aber bitte laßt euch von unserer von Gewalt- und Weltuntergangsphantasien beeinflußten Konzertankündigung, zu denen uns der postmodern-popkulturelle Einheitsbrei getrieben hat, nicht abschrecken: anschnallen und los geht’s! Es wird ein Heidenspaß.

Nicht weniger durchgeknallt wird Otto von Schirach den Abend im KAPU-Saal eröffnen. Was kann man von einem Musiker aus Miami, der von sich selbst sagt, er hätte seit Jahren das Gefühl, in einem billigen Horrorfilm zu leben und der diese Phantasien mittels Musik zum Ausdruck bringt, erwarten? Ganz einfach: ein extrem lautes, extrem schnelles und dennoch tanzbares Elektro-Noise-Brachial-Gewitter, das die Herzen öffnet und jenen Übergang für die elektronische Musik markiert, den man empfunden haben muss, als die Maler den Kubismus entdeckten. Denn die von ihm ersonnenen Tonkaskaden scheinen bisher ungedachte geometrische Räume auszufüllen.

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Flyer / Plakat